Konzert 2017 – Musik für grosse Gefühle und zum Träumen

Mai 13, 2017

Bericht

 

Musik für grosse Gefühle und zum Träumen

Der gemeinsame Auftritt der Orchestervereine Ob- und Nidwalden gerite zum harmonischen Klangerlebnis. Der Höhepunkt war der Auftritt von Violoncellist Jonas Iten.

Es ist ein historischer Moment. Da stehen die zwei Dirigenten der beiden Orchestervereine von Ob- und Nidwalden nebeneinander auf der Bühne der Aula Cher und nehmen den begeisterten Applaus des Publikums entgegen. «Es ist wirklich bemerkenswert, dass sich die beiden Orchestervereine gefunden haben, das ist einmalig», sagt Zuhörer Armin Bertolosi aus Kerns. «Das wäre noch vor zwanzig oder dreissig Jahren undenkbar gewesen», bestätigt auch Tobias von Arb, Dirigent des Orchestervereins Nidwalden. «Höchste Zeit, dass unsere Vereine das zusammen gemacht haben», betont er und lobt den unkomplizierten Umgang auch unter den Vereinen. Luca Fiorini, der Dirigent des Orchestervereins Sarnen, pflichtet ihm bei.

Das Programm ist komplex: Die Reise durch die Romantik führt von Schubert über Edward Elgar und Grieg bis hin zu Tschaikowsky. «Das wäre für uns als einzelne Vereine zu gross gewesen», bekennt von Arb.

Elgar wird zur bewältigten Herausforderung

Den Dirigenten ist es gelungen, die insgesamt 70 Musiker zu grosser Leistung anzuspornen. Vor allem der Höhepunkt des Abends, das Konzert für Violoncello und Orchester in e-Moll, Opus 85 von Edward Elgar, wird zur bewältigten Herausforderung für die ambitionierten Laienmusiker. Kein Takt ist wie der andere, der Rhythmus lebt in sich, das gibt dem Stück Dynamik.

Virtuos und temporeich ist das Spiel des Solisten Jonas Iten aus Zug auf dem Violoncello. Einfühlsam und leidenschaftlich spielt er dieses letzte Werk Elgars zum Ausgang der Romantik. Der 45-Jährige ist Solocellist bei der Camerata Zürich und bei den Festival Strings Lucerne und ist beim Luzerner Sinfonieorchester und zahlreichen Schweizer Kammerorchestern zu hören. Iten versenkt sich in die Musik, wird eins mit ihr; dem Orchester gelingt es, sich darauf einzulassen, sowohl vom Tempo als auch vom Rhythmus. Das klingt voll und intensiv. «Es ist ein kleines Wunder, dass sich das Orchester so hat steigern können», sagt Tobias von Arb nach dem Konzert über die gelungene Interpretation des Stücks von Edward Elgar, das er dirigiert hat. In rhythmischem Applaus zeigt das Publikum Iten und dem Orchester seine Begeisterung. Zur Belohnung hat der Star des Abends noch ein kurzes Häppchen von Bach parat, das seine Virtuosität beweist.

Es gibt sie zuhauf an diesem Abend, die «Wow»-Momente zum Augenschliessen, in denen sich ganze Klangwelten eröffnen und zur inneren Fantasiereise einladen. Die von Luca Fiorini dirigierte «Ouvertüre in e-Moll D 648» von Franz Schubert zu Beginn des Konzerts beweist die Kraft und Energie des jungen Schuberts in der Epoche des Sturm und Drangs. Die Ouvertüre hat aber auch beschwingte Einschübe.

Anklänge an den Spätbarock bietet die Suite von Edvard Grieg «Aus Holbergs Zeit». Diese gedenkt des norwegischen Dichters Ludvig Holberg, dessen Geburtstag sich im Entstehungsjahr der Suite zum 200. Mal jährte. Bisweilen munter, temporeich und heiter versteht es das Orchester, eine Bewegung zu vermitteln, die an Wasserkaskaden erinnert.

Ein besonderes Anliegen war Luca Fiorini der russische Romantiker Tschaikowsky. Sechs kurze Musikstücke, die der Komponist für Sopran und Klavier geschrieben hat, arrangierte Fiorini für die beiden Orchester. Orchesterstücke von Tschaikowsky seien normalerweise für Laien zu kompliziert, klärte Fiorini auf. «Beide Orchester zusammengenommen entsprechen einer Orchestergrösse der Romantik.» Diese Miniaturen berühren: Das Lied der Mignon weckt grosse Gefühle und ist zum Träumen schön. Besonders eindrücklich: «Die Versöhnung», ein zorniges Gewitter, ein Kampf zwischen Bläsern und Streichern, und erst das Ende erklärt den Titel.

Positives Fazit der romantischen Reise

Fazit eines wunderbaren Konzertabends: «Es zeigt, was möglich ist», sagt Luca Fiorini. Gibt es eine Fortsetzung? «Absolut denkbar», zeigt sich sein Dirigentenkollege Tobias von Arb überzeugt.

Quelle: Obwaldner Zeitung